#flightshaming - ohne schlechtes Gewissen auf Weltreise?

Über ‘Flugscham’, Fernreisen und die Frage, ob wir unser Fernweh weiterhin ohne schlechtes Gewissen stillen können

#flighshaming.png

Wir reisen gerne und viel. Und auch weit weg - Mexiko, Tanzania, Seychellen. Dass wir damit klimabilanziell in den tiefroten Zahlen stecken, ist leider offensichtlich. Klimakiller Weltreise - wie können wir noch ohne schlechtes Gewissen die Welt entdecken? Der Begriff flightshaming (dt. Flugscham) erfreut sich immer größerer Beliebtheit und ist der Inbegriff der aktuellen globalen Bewegung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Wir versuchen unseren Plastik- und Fleischkonsum zu reduzieren, sind auf Ökostrom umgestiegen, vermeiden Wegwerfartikel und achten auf regionale Lebensmittel. Das alles ist aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn wir unsere Fernreisen in die Klimarechnung miteinbeziehen.

Der durchschnittliche Deutsche verbraucht im Jahr laut Umweltbundesamt 11,6 Tonnen CO2 pro Person und Jahr; für einen nachhaltigen Klimaschutz muss diese Zahl auf unter 1 Tonne reduziert werden. Strom & Gas, Autos, Fernreisen mit dem Flugzeug, Lebensmittel und sonstiger (Online) Konsum - all diese Faktoren zusammen bilden die persönliche CO2 Klimabilanz.

 
BiarritzStrand.jpg

vermeiden.
reduzieren.
kompensieren.

Die Klimaschutzregel.

 

Wenn die Vermeidung und Reduzierung von CO2 Emissionen nicht möglich ist, lässt sich durch die (finanzielle) Unterstützung von Klimaschutzprojekten zumindest ein Teil der eigenen klimabilanziellen Auswirkungen kompensieren. Organisationen wie atmosfair, arktik oder greenmiles bieten auf ihren Websites CO2 Rechner an, mithilfe derer eine Spende auf Basis der eingegebenen Flugsegmente kalkuliert wird. Das Geld fließt in Klimaschutzprojekte u.a. zu den Themen Umweltbildung, Energieeffizienz und Solarenergie.

Kann man in Anbetracht der klimatischen Diskussionen und der Tatsache, dass wir zur Erhaltung der Welt - wie wir sie kennen - etwas ändern müssen, noch unbeschwert reisen? Weniger Fleisch essen und den Plastikverbrauch reduzieren wird unsere Flüge und die dabei entstandenen Treibhausemissionen nicht kompensieren können. Aber vollständig auf Fernreisen verzichten? Schwierig. Denn dafür ist die Welt zu schön und noch zu viele spannende Orte und Landschaften unentdeckt.

Und ja, damit auch die Generationen nach uns diese Welt bereisen können, müssen wir achtsamer mit ihr umgehen. Auf alles zu verzichten ist womöglich die effektivste Methode, um die globale Erwärmung einzudämmen. Ganz im Sinne von Björn Kerns “Das Beste was wir tun können ist nichts” könnten wir natürlich mit Nichtstun die Welt retten. Unsere Neugier auf die Welt ist dafür aber zu groß. Wir werden weiterhin reisen, auch mit dem Flugzeug; aber bewusst. Sich Gedanken über die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu machen und bewusst für oder gegen eine Reise mit dem Flugzeug zu entscheiden, sollte jeder tun. Und wenn ein Urlaub zu Hause oder mit der Bahn keine Alternative ist, lohnt sich ein Blick auf die Unterstützung von Klimaschutzprojekten.

Vollständig auf das Reisen mit dem Flugzeug zu verzichten, wird für uns keine Lösung sein. Wir wollen uns aber in Zukunft bewusst für Fernreisen entscheiden und unsere Reisen entsprechend kompensieren. Die Balance halten zwischen Welt entdecken und Welt erhalten.


Luise JacobsKommentieren