Apulien: schöne Küste, aber enttäuschende Stellplätze

Kristallklares Wasser, Zitronenbäume und pittoreske Orte. So hatten wir uns Apulien vorgestellt. Die Nordseite des Stiefelabsatzes hat uns vieles davon gezeigt, aber aus Wohnmobil-Sicht hat uns der Süden Italiens leider enttäuscht.

Nachdem wir mit der Fähre aus Sardinien im chaotischen Neapel angekommen sind, fuhren wir am Vesuv vorbei an der Küste entlang. Südlich der Amalfiküste wollten wir einen Stellplatz ansteuern, aber der Küstenstreifen wirkte sehr verdreckt und bestand fast ausschließlich aus Beach Clubs. Glücklicherweise haben wir in Foce del Sele auf dem Platz La Foce dei Tramonti doch noch einen schönen, kleinen Ort direkt am Meer gefunden. Ein Platz, auf dem der Manager Fernando jeden Abend die Gäste besucht und nach Brot-Wünschen für den nächsten Tag fragt. Neben der Amalfiküste ließe sich von dort aus auch die Ruinenstätte Paestum besuchen.

Am nächsten Tag sind wir nach Apulien aufgebrochen. Einen Besuch wert ist Matera, die Kulturhauptstadt 2019 und James Bond Drehort. Eine faszinierende Altstadt, in der sich ein Tag mühelos verbringen lässt. In der Stadt selbst gibt es einen Wohnmobilstellplatz, wir haben uns aber bei 36 Grad für eine Weiterfahrt an die Küste entschieden.

In Italien gibt es viele Stellplätze, sog. Area Sosta Camper. In der Regel sind diese aber sehr spartanisch (Parkplatz ähnlich) und ohne Schatten. Aus Matera kommend haben wir auf der südlichen Küstenseite Apuliens nach einem Stellplatz nach unserem Geschmack gesucht. Gar nicht so einfach, wie wir feststellen mussten. In San Pietro in Bevagna haben wir auf dem Area Sosta Camper Holiday doch noch einen erstaunlich ruhigen Platz gefunden. Der Küstenabschnitt war insgesamt sehr vermüllt und auch sonst war noch nichts von dem erhofften Charme Apuliens zu spüren. Wir übernachteten eine Nacht auf dem Platz Nostra Terra in Galatone und sind dann für niedrigere Temperaturen an die Nordküste geflüchtet. Mit Baby sind fast 40 Grad einfach zu viel.

Bei Otranto haben wir dann endlich einen wirklich schönen Platz gefunden. Auf dem Salos Agriturismo standen wir ruhig im Schatten, konnten Espresso im Hofcafe trinken und aus den Bio-Zitronen der Felder leckere Limonade machen. Durch ein kleines Waldstück konnten wir an den Felsen entlang spazieren und auf das türkise Wasser schauen.

Eigentlich wollten wir von Bari aus die Fähre nach Albanien nehmen, mussten dann aber feststellen, dass es noch zwei Wochen bis zur nächsten Abfahrt dauern würde. Das war uns zu lange. Viel zu schwierig erschien uns die Suche nach liebevoll angelegten Stellplätzen, die Schatten boten und gut gelegen waren. Wir buchten daher eine Fähre von Ancona aus nach Kroatien.

Und auf diesem Streckenabschnitt in den Norden sollte es uns noch viel schwerer fallen gute Übernachtungsplätze zu finden. Entgegen der sehr strikten Mülltrennung auf den meisten Stellplätzen lag fast überall in Apulien auf der Straße der Müll. Auch sonst wirkten viele Orte vernachlässigt und ein wenig shabby. Auf dem Parco Camper de Torress in Torre dell Orso standen wir eng neben anderen Campern und lauschten der Beschallung der Hotelanlage von nebenan.

Auch der nächste Platz war eine herbe Enttäuschung: ein von anderen Reisenden als Oase angepriesener Hof mit Restaurant stellte sich als katastrophal heraus. Das Insektenmittel in den Olivenbäumen stank bestialisch, die Hofhunde pinkelten ans Wohnmobil, bellten nachts und die Schnellstraße sorgte für Lärm.

Auf dem Weg dorthin aber machten wir einen Ausflug in den Ort Ostuni, ein wirklich wunderschönes Dorf. In weiß bemalt thront es auf einem Hang und verzaubert mit kleinen Gassen und Cafés.

Abgesehen von den teilweise stark beschädigten und mit Schlaglöchern übersäten Straßen Süditaliens (vornehmlich „SP“ Straßen (Strada Provinciale)) ist die Fahrt in den Norden an der Ostküste wirklich schön. Auf der Autobahn ziehen hunderte Kilometer lang die Olivenbäume vorbei, am Horizont ist meistens das blaue Meer zu erkennen.

Das Beste an Italiens Süden? Die hervorragenden Autobahnraststätten. Bester kaffee und scheinbar ein treffpunkt Für viele Italiener.

Wer deutsche Autobahnraststätten kennt, gruselt sich in der Regel vor solchen Pausen. In Italien aber sind die Raststätten oftmals gesellschaftlicher Dreh- und Angelpunkt. Wie oft wir für „due Espresso, per favore!“ angehalten und festgestellt haben, dass das Café voll besucht und mit ausgezeichneten Siebträgern ausgestattet war. Der Espresso ist den Italienern einfach heilig.

Nach einigen enttäuschenden Tagen mit viel Fahrerei haben wir nahe Fermo doch noch ein kleines Idyll gefunden. Auf dem Agriturismo Abbruzzetti standen wir am Hang mit grandioser Aussicht auf das Meer und die angrenzenden Dörfer. Mit dem Fahrrad war die 2 Kilometer entfernte Küstenpromenade schnell erreicht. Definitiv ein Stellplatz-Highlight unserer Reise.

Italiens Süden hat einige schöne Ecken. Aber nur wenige Stellplätze haben uns wirklich gefallen.